35 Jahre nach der Privatisierung des französischen Rundfunks haben die Zuschauer bald nur noch die Wahl zwischen der Bouygues-Gruppe, die 2007 Wahlwerbung für Sarkozy machte und anschließend eine ganze Reihe von öffentlichen Aufträgen erhielt, Altice (unter anderem mit den Sendern BFM TV und Radio Monte Carlo) und dem Bolloré-Konzern, der die französische Politik für seine Interessen in Afrika instrumentalisiert und missliebige Beiträge zensiert.
Zum Glück, könnte man sagen, gibt es noch den öffentlichen Rundfunk. Doch sogar dessen Vorsitzende, Delphine Ernotte, will nichts Beunruhigendes an dem Zusammenschluss von TF1 und M6 erkennen: Es gelte zwar Angriffe auf den Pluralismus und die „Gefahr der Verdrängung“ bei den Sportübertragungsrechten zu vermeiden, doch eine starke private Sendergruppe könnte ihrer Ansicht nach sogar dazu beitragen, die „Notwendigkeit von starken öffentlichen Sendern zu unterstreichen“.
TF1-Chef Pélission meint, die Behörden könnten dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen – gewissermaßen als Entschädigung – wieder Werbung nach 20 Uhr erlauben. „Wir bereiten uns psychologisch auf einen entsprechenden Antrag von Delphine Ernotte vor“, erklärte er am 7. September.5 Die Rückkehr der Werbung zu jeder Zeit auf France Télévisions wäre die Vollendung der konservativen Revolution im französischen Fernsehen.
Marie Bénilde, Le Monde Diplomatique, 7.10.2021 (online)