Zitiert: Fusionen sind noch keine Refomen

Sind Fusionen die Antwort auf digitale und andere Herausforderungen für öffentlich-rechtliche Medien? Ein Blick auf die Forschung zu Unternehmensfusionen sollte hier zumindest skeptisch machen. Statt immer neuer Fusionsfantasien bräuchte es demnach moderne Netzwerkansätze, die auf Kooperation und Wettbewerb zugleich setzen. […]

Auch ein Blick auf die Abfolge immer neuer Fusionen und Zusammenlegungen von Redaktionen privater Medien erweist sich in der Regel nicht als ein „Gesundschrumpfen“. Kaputtfusionieren scheint ein angemessenerer Begriff. Worin besteht der Mehrwert, wenn Zentralredaktion auf immer gleiche Inhalte nur unterschiedliche regionale Logos drucken? Am ehesten dient dies dazu, die Illusion von real existierenden Regionalzeitungen aufrechtzuerhalten. Ob das aber dem Erhalt von Regionaljournalismus dient oder vielleicht sogar die Entstehung neuer Formen des Regionaljournalismus‘ behindert, ist alles andere als eindeutig. […]

Strategische Allianzen oder Netzwerke versprechen, die Vorteile von Kooperation – zum Beispiel schneller Wissenstransfer oder die Nutzung komplementärer Kompetenzen – mit jenen von Wettbewerb zu kombinieren, was unter anderem vielfältigere Innovationspfade oder Spezialisierungsvorteile ermöglicht. […]

Für ein offenes öffentlich-rechtliches Medienökosystem der Zukunft könnte ein kooperatives Zusammenspiel von großen Tankern wie WDR und ZDF mit kleineren, regionalen Beibooten wie SR oder Radio Bremen letztlich auch strategische Vorteile bieten. Experimente lassen sich in kleineren Einheiten leichter realisieren, umfassendere Programm- und Infrastrukturpojekte sind schon heute nur noch gemeinsam möglich. […]

Die einzige Chance öffentlich-rechtlicher Medien ist deshalb, über Anstalts- und Ländergrenzen hinweg auf offene Software, offene Standards und offene Protokolle zu setzen. Dadurch wird nicht nur die Investitionslast auf viele weitere Schultern verteilt. Es entstehen dabei auch digitale Gemeingüter, von denen nicht nur die öffentlich-rechtlichen, sondern auch gemeinnützige und regionale Medienökosysteme profitieren.

Leonhard Dobusch, netzpolitik.org, 16.10.2023 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)