Verlage reden nicht gerne im Detail über ihre Werbefinanzierung. Um so bemerkenswerter ist ein Text, den die „New York Times“ vor kurzem veröffentlichte: „Als Branche geben Nachrichtenorganisationen eine jämmerliches Bild ab, wenn es um die Privatsphäre geht“, schreibt Robin Berjon, der für die „Data Governance“ des traditionsreichen Verlags verantwortlich ist. Da Vertrauen ein elementarer Teil des Geschäfts des Verlages sei, habe die „New York Times“ viele Bereiche von Werbetrackern befreit. Für europäische Besucher wird gar keine Werbung mehr angezeigt, die auf Echtzeit-Auktionen mit Leserdaten beruht.
Das Ziel für kommendes Jahr: Die Zeitung will das Werbegeschäft nicht mehr Google und Co. überlassen. Sie baut eine eigene Infrastruktur auf, die nicht mehr auf den weltweiten Datenhandel angewiesen ist. Die Zeitung will ihr Wissen um ihre Inhalte und ihre Reputation nutzen, Werbung zielgenau auszuspielen, ohne ihre Leser bis ins Kleinste ausspionieren zu müssen.
Torsten Kleinz, uebermedien.de, 12.08.2020 (online)