Das deutsche Fernsehen hat ein Problem: die Darstellung von geschlechtsspezifischer Gewalt. Vertreter:innen der Film- und TV-Branche diskutieren. … Die Darstellung von Gewalt, Opfern und Tätern in Filmen prägt uns. Sie hat einen Einfluss darauf, wie wir andere Menschen, und auch wie wir Geschlechterrollen wahrnehmen. … Die Studie fand heraus, dass im Bereich Fiktion in gut jeder dritten Sendung geschlechtsspezifische Gewalt auftaucht, meist in Form von expliziter und schwerer Gewalt gegen Frauen und Kinder. Von diesen Filmen und Serien wiederum habe bloß ein kleiner Bruchteil die Perspektive der Opfer eingenommen, so die Kritik. Auch fehlten generell Vorwarnungen für die Zuschauenden bezüglich des Inhalts sowie Hinweise auf Hilfsangebote.
„Früher begannen Krimis oft mit der hübschen Frauenleiche, so nennen wir es“, sagt Kathrin Hollmer. […] Es bleibt die Frage, ob Triggerwarnungen wirklich verhindern können, dass sich stereotype Geschlechterrollen in den Köpfen von Menschen festsetzen oder ob es vielleicht ganz neue Ansätze braucht, Geschichten über genderspezifische Gewalt zu erzählen. Denn das Ungleichgewicht sei noch immer beachtlich, findet Hollmer: „Männer werden Opfer, weil sie entweder selbst Verbrechen begehen oder weil sie diese aufklären. Sie werden selten zu Opfern, einfach weil sie Männer sind.“
Andrea Hilpert, taz.de, 26.10.2022 (online)