Nun mag man einwenden, es werde in Sachen Springer, Schlesinger oder „Stern“ ja genug berichtet, auch in Feuilletons oder Politikteilen, einen Mangel gebe es überhaupt nicht. Auch bräuchte man selbstredend hierfür kein eigenes Ressort mehr. Eine solche Sichtweise entspricht der Skepsis mancher Verleger, ganz nach dem Motto: „Existiert ein solches Ressort, dann werden die Seiten mit dem Stoff auch vollgeschrieben“ – (ohne dass dies alles wirklich relevant wäre).
Doch eine solche Haltung verkennt, dass in Medienfragen eine Menge Kompetenz und Faktenwissen vorhanden sein muss – über europäische und deutsche Gesetze, über Gerichtsurteile, Prozeduren, politische Strategien, Kommunikationstheorien, Marktabläufe, unternehmerische Entscheidungsbedingungen. Das schreibt sich nicht mal eben „de la main“ dahin. Wenn die Berichterstattung nicht im Oberflächlichen verbleiben soll, betrachtet man ein Medienressort am besten als Einheit, deren gut informierte Redakteurinnen und Redakteure bei Bedarf für Geschichten mit anderen Ressorts kooperieren.
Optimal wäre von daher eine Aufstellung als Kompetenzzentrum unter einem Rubrum wie „Medien, Elektronik, Kommunikation“ – so wie es der „Spiegel“ 1994/95 einmal tatsächlich hatte. Damals, als das Internet in der Gestalt des World Wide Webs begann, Werbemärkte, Konsumentengewohnheiten, Vertriebsformen und Public Relations zu verändern und Geld aus den angestammten Mediengeschäften abzuziehen.
Hans-Jürgen Jakobs, epd medien, 24.3.2023 (online)