Zitiert: Haltung und Unterhaltung

Der große TV-Persiflierer Michael Kessler will das Fernsehen vor sich selbst retten – und hat sogar Spaß daran. …. Die Schönheit an Kesslers Schaffen – das, was seine Rollen und Sendungen, auch die grellbunten, vor der Verflachung rettet – liegt im Anspruch dahinter. Fürs N-Wort heißt das etwa: „Das hatte ja einen klaren Grund, warum das so im Text stand. Wir legen den Figuren schließlich etwas in den Mund, um etwas Bestimmtes über sie erzählen zu können. In diesem Fall über die teilweise vorhandenen nationalistischen und rechten Strömungen in der Volksmusikszene.“ Und: Es sei schließlich ein Unterschied, ob er als Florian Silbereisen das Wort sage, oder ob irgendein AfD-Politiker das tue. …. Anders gesagt: Wer sich fragt, ob man vor 15 Jahren noch sehr weiße Männer sehr schwarz hätte anmalen sollen (Antwort: besser nicht), sollte sich zumindest auch fragen, ob man die ganze bräsige, volkstümelnde Blödheit solcher Sendungen denn persiflieren kann, ohne sie, in hanebüchener Übertreibung, auszustellen. Und damit klarzumachen, was die Protagonisten insgeheim womöglich denken. Womit man dann wohl bei einem der Lebensthemen von Michael Kessler wäre: Was treibt die Menschen an? Warum agieren sie so, wie sie es tun?

Und wieso bedient sich das Fernsehen so oft an ihren hässlichsten Motivationen?

Jakob Biazza, sueddeutsche.de, 09.12.2020 (online)

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