Wegen der Schnittchen, dick mit Butter bestrichene und frischem Schnittlauch bestreute Brotscheiben, geht man ins Theater, wie am Anfang erzählt wird. Nur, so geht die Story weiter, gibt es gar keine Schnittchen, sondern nur Theater. Ein Gleichnis dafür, dass man im Theater nicht das bekommt, was man begehrt, aber zugleich begehrt, was man nicht bekommen kann. Ein paradoxes Genießen, wie die Liebe. Was sucht man also im Theater? Die Frage geht ans Publikum. Schnittchen gibt es keine, aber immerhin eine Erklärung dafür, warum das so sein muss.
Der Schnittchenabend umkreist in knapp zwei Stunden all das, was Pollesch als Essenz des Theaters freilegen wollte. Die Abkehr von der Behauptung eines metaphysischen Sinns und die Hinwendung zum sozialen Band des Ästhetischen zwischen den Körpern, ein lustvolles Sprechen ohne den Druck der Meinung und den Zwang zum Recht-Haben.
Jakob Hayner, welt.de, 14.12.2024 (online)