Zu den Kritikpunkten gehören unter anderem Ungleichgewichte in den globalen Nachrichtenströmen, die (oft prekäre) Situation von „Fixern“ und Stringern oder die mangelnde Sensibilität der ins Ausland entsandten „Fallschirmjournalist:innen“. Immer wieder werden Rufe laut, mögliche nationale Stereotype in der Berichterstattung zu überwinden und, eng damit verbunden, eine größere Zusammenarbeit von Auslandskorrespondenten mit einheimischen Journalist:innen zu forcieren. Letztlich wurde von der Auslandsberichterstattung gefordert, die Dichotomie „Inland“ vs. „Ausland“ hinter sich zu lassen und sich in einen wahrhaft globalen Journalismus zu verwandeln, der die Komplexität einer globalisierten, also, Welt würdigt.
Gleichzeitig ist das Feld der internationalen Berichterstattung sehr breit geworden. Während wir Auslandsreporter:innen üblicherweise zunächst mit ständigen Korrespondent:innen assoziieren, die vor den großen Sehenswürdigkeiten einer Hauptstadt stehen und in den Fernsehnachrichten die Welt erklären, umfassen die Berufsbilder heutzutage neben „Fallschirmjournalist:innen“ unter anderem auch hochspezialisierte Reporter:innen, die sich auf „globale“ Themen wie den Klimawandel konzentrieren, sowie einheimische Journalist:innen oder „Fixer“, die in ihren Heimatländern für internationale Medien arbeiten. Auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Journalist:innen hat zunehmend an Bedeutung gewonnen. Der Crossborder-Journalismus ist nicht auf bestimmte Themen beschränkt, wird aber häufig bei investigativen Projekten eingesetzt, um große Daten-Leaks zu erschließen. […]
Aus der Sicht der Befragten ist die mangelnde Finanzierung ein großes Hindernis für weitere Innovationen in der internationalen Berichterstattung. Sie verwiesen auf schrumpfende Budgets sowohl für ständige Korrespondent:innen als auch für einen Pool von internationalen Reporter:innen, die lediglich von Zeit zu Zeit ins Ausland geschickt werden.
Dominik Speck, ejo-online.eu, 31.10.2022 (online)