Zitiert: Journalismus in „leichter Sprache“ ist ganz schön schwer

Auch Menschen mit Behinderung haben das Recht auf Information. Doch verständliche Nachrichten sind rar. Dass es anders geht, zeigt die inklusive Redaktion von „Einfach Heidelberg“. Dort recherchieren Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam. […]

Immer wieder stößt das Team bei den Recherchen auf Hürden. Bei Anfragen bitten sie ihr Gegenüber etwa grundsätzlich darum, in Leichter Sprache zu antworten. Das klappt selten – sehr zum Ärger von Willi Jakob. „Das ist unmöglich, dass die überhaupt so schwere Sprache benutzen“, findet er. Bis die Redaktion Schachtelsätze entwirrt, Fachbegriffe verstanden und PR-Sprech entlarvt hat, dauert es. Immerhin: Die Stadt Heidelberg schickt mittlerweile immer eine „normale“ und eine einfache Version.

Anders als ihre Gesprächspartner:innen können die Redaktionsmitglieder sich beim Schreiben nicht hinter Worthülsen verstecken. „Leichte Sprache ist ganz schön schwer“, sagt Damm. „Man muss sich festlegen, was man meint.“ Immer wieder diskutiert die Redaktion an diesem Donnerstag, welches Wort am besten passt, welchen Begriff mehr Menschen verstehen. Hat der „Herrnhuter Stern“ eher Spitzen, Strahlen oder Ecken? Ist das Wort Weihnachtsbeleuchtung zu lang?

All das braucht Zeit und Ressourcen – die viele Medienhäuser lieber anders investieren. Sieben Jahre nach der Gründung ist „Einfach Heidelberg“ in Deutschland immer noch ziemlich einmalig.

Theresa Horbach, kontextwochenzeitung.de, 20.12.2023 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)