Journalist:innen übernehmen oft viele Rollen gleichzeitig. Sie bespielen soziale Medien und digitale Plattformen und haben auch deshalb weniger Zeit für alles. Den Erfolgsdruck bekommen sie im Sekundentakt serviert – dank digitaler Überwachungstechnologien. Die messen Klicks, Verweildauer und Lesezeiten. Das Ziel: schneller, besser, weiter – und das immer und überall. …
Kritiker:innen interessiert das kaum. Sie dreschen lieber auf Personen ein, anstatt zu fragen, was falsch läuft hinter den Kulissen. Zum Beispiel: Wie kann eine werbeabhängige Presse überhaupt funktionieren, wenn die Werbung bei Google oder Facebook landet? …
Es sind Fehler im System; sie wachsen durch werbegetriebene Technologien. Trotzdem, im Journalismus geht es um Informationen und Deutung. Wir brauchen beides, um uns in der Welt zu orientieren. Man könnte meinen, Systemfragen seien hier angebracht.
Mandy Tröger, berliner-zeitung.de, 1.8.2022 (online)