Eigenschaften, die Menschen unsympathisch machen, zeichnen Journalisten aus: Misstrauen, Zweifel, Distanz. Notwendige Voraussetzungen, um Regierungen zu kontrollieren und den Mächtigen auf die Finger zu schauen. Ohne diese Grundskepsis erfüllen Medien ihre Pflicht in einer Demokratie nicht mehr. Wie sagte der legendäre Verleger Randolph Hearst: „Nachrichten sind das, was irgendjemand nicht gedruckt sehen möchte. Der Rest ist Werbung.“ Doch in Deutschland glauben maßgebliche Teile der Presse, den Ämtern und Behörden mittlerweile aufs Wort.
Oder wie ist es zu erklären, dass kaum namhafte Publikationen auch nur in Erwägung ziehen, der Verfassungsschutz könnte mit seiner Einstufung der AfD als „gesichert rechtsextremistisch“ daneben liegen? Es geht viel um Faesers Motive, den Zeitpunkt der Veröffentlichung, die Folgen für ein Verbotsverfahren. Aber der Verfassungsschutz selbst wird verschont.
Moritz Eichhorn, berliner-zeitung.de, 11.05.2025 (online)