Die Strategie, Einflusssphären über Karten festzulegen, hat Tradition. Viele antike und mittelalterliche Karten waren Projektionen von Macht, die Weltanschauungen und Ambitionen vermittelten. So etwa der Vertrag von Tordesillas aus dem Jahr 1494, der die Welt zwischen Spanien und Portugal aufteilt: Die Grenzziehung ist in spanischen und portugiesischen Karten unterschiedlich interpretiert. Die Kolonialherrscher im 19. und 20. Jahrhundert zeichneten sich Landkarten (oft ohne Rücksicht auf die Situation vor Ort), die das Schicksal vieler afrikanischer und asiatischer Staaten bis heute beeinflussen.
Als Indien 1947 unabhängig wurde, brach ein wahrer Kartenkrieg aus: Als das ehemalige „Britisch-Indien“ aufgeteilt wurde, folgten die Linien demografischen, sprachlichen und religiösen Annahmen. Daraus entstand unvorstellbares menschliches Leid, wie der bis heute anhaltende Konflikt zwischen Indien und Pakistan zeigt.
Mateusz Fafinski, uebermedien 11.03.2021 (online)