Das ZDF kam mit seinen Übertragungen im Schnitt auf gut 2,6 Millionen Zuschauer, das Erste auf knapp drei Millionen, Phoenix versammelte über den ganzen Tag insgesamt 3,5 Millionen Zuschauer, natürlich bei tageszeitlichen Schwankungen. RTL, der private Königin-Verabschieder, überschritt die Millionenmarke. Zusammen also eine ordentliche „Tatort“-Gemeinde.
Der Gipfel der Zahlenspielerei: In vielen Berichten war von angeblich vier Milliarden Zuschauern die Rede, die das Spektakel weltweit im Fernsehen verfolgt hätten. Medien zitierten „Medienberichte“ und so galt die Zahl, die nicht im Entferntesten durch Empirie gedeckt ist, am Abend als gesichert.
Was fehlte? Distanz. Betrachtungen abseits der Monarchieflüsterei, vielleicht mit winzigen Einschubblicken auf britische Alltagsrealitäten? Bei ARD und ZDF eher Fehlanzeige. Ach, hätten die Ditterts, Kolls, Freys im Begleit-Wortnichts doch einmal den FAZ-Cheffeuilletonisten Jürgen Kaube zitiert. Der FAZ-Herausgeber bat in einem vielsagenden Einspalter um Nachsicht bei einem „republikanischen Effekt” – nämlich “in der Existenz von Monarchien ein starkes Moment von Unfreiheit einer Nation zu erkennen“.
Uwe Kammann, epd medien 38/22, 23.9.2022 (online)