In einem Artikel auf tagesschau.de wurde diese Frage – AfD ausgrenzen, ja oder nein? – kürzlich beleuchtet, scheinbar aus zwei gleichwertigen Forschungsperspektiven. Die Tagesschau zitiert Wolfgang Merkel, emeritierter Professor für Politikwissenschaft, der schon lange nicht mehr zu der Frage forscht, die er hier beantwortet hat. Er behauptet ohne Belege, dass das Ausgrenzen der AfD kontraproduktiv sei, weil das nur die eigene Opfer-Erzählung der Partei bestätige. […]
Kurz: „Es gibt diese zwei Mechanismen, die die radikale Rechte oder extreme Rechte stärken, einmal indem sie in der Wahrnehmung der Bevölkerung normalisiert werden und indem sich dadurch zweitens auch die Einstellungen der Bevölkerung dahingehend ändern.“ […]
Allein die Tatsache, dass sich irgendwo immer jemand für die Gegenposition findet, ist noch keine journalistische Leistung – sonst entsteht, wie in diesem Tagesschau-Artikel, der Eindruck, beide Positionen – die von Merkel und die von Quent – fußten gleichermaßen auf dem aktuellen Forschungsstand. […]
Die Kommunikationswissenschaftlerin und Medienkritikerin Nadia Zaboura fordert ein grundlegendes Umdenken in der deutschen Medienlandschaft: „Es braucht nun eine faktisch fundierte und wissenschaftlich informierte Gesamt-Strategie, die einen konsistenten Umgang mit der Partei, ihren Strategien und ihren Ermöglichern bis in die politische Mitte garantiert.
Dazu müssen Medien sich wieder auf ihre journalistische Professionalität und Ethik zurückbesinnen und Tag für Tag prüfen, ob sie einer Politik-Behauptung bereits einen Nachrichtenwert zuweisen, ob sie sich dem Agenda-Setting populistischer Medien beugen, und ob sie über jedes Stöckchen, jede agitierende Aussage springen statt demokratischer Souveränität und Priorisierung den Vorrang zu geben.“
Annika Brockschmidt, volksverpetzer.de, 06.05.2025 (online)