Im Rahmen des Sparzwangs legen die ARD-Kulturradios ihre Programme zusammen – und klingen abends in Bayern genauso wie in Sachsen.
Es gehört zu den Pflichten der professionellen Eigenwerbung, auch Hiobsbotschaften zu einem Sechser im Lotto umzutexten. In der Politik, in der Wirtschaft, auch in den Medien. Entsprechend jubelnd klingt die Ankündigung der ARD: „Was bislang Hörerinnen und Hörern des jeweiligen Sendegebiets der unterschiedlichen ARD Medienhäuser vorbehalten war, ist jetzt bundesweit zu hören“, gab deren Pressestelle unlängst bekannt. „So wird die regionale Vielfalt von Kultur und die inhaltliche Vielstimmigkeit der ARD-Radiokultur im ganzen Land erfahrbar.“
Diese „Vielfalt“ bedeutet tatsächlich eine Verarmung: Nachdem die Kultursender aus Sparzwängen probeweise bereits zehn Wochen lang von 20 bis 24 Uhr dasselbe gesendet hatten, wurde der Versuch an diesem Montag endgültig zur Regel. Seither senden die einzelnen Anstalten abends dauerhaft großteils identische Programme statt wie bisher Hausgemachtes, das auf die jeweilige Hörerschaft zugeschnitten war. […]
Dieses Sparprogramm ist keine freiwillige Entscheidung. Die Sender der ARD müssen kostengünstiger werden und strammen Vorgaben folgen, was grundsätzlich längst Konsens ist zwischen der Politik und der ARD. Das hat indes seinen Preis: Zwar bleibt das Gesamtprogramm in sich farbig und abwechslungsreich, doch die regionale Vielfalt bleibt weitgehend auf der Strecke. Gleiches gilt für das Musik-Wort-Verhältnis des Programms. Die klassischen Kulturmagazine werden ärmer an Fach- und Hintergrundgesprächen, Debattenbeiträgen und Interviews, die Anzahl der Hörspiele schrumpft.
Das hat zur Folge, dass sich der Charakter der ARD-Kulturradios grundlegend ändert. Doch selbst dies ist nur eine Etappe auf dem Sparkurs.
Oliver Reinhard, saechsische.de, 23.09.2024 (online)