Ich habe mir früher noch Gedanken gedacht, wie man Schwimmwettbewerbe im TV besser überträgt, wie man einen Sport attraktiver macht. Heute sehe ich es eher als meinen Job, dazu beizutragen, dass die Zuschauer besser verstehen, was dort hinter den Kulissen passiert. …
Man muss ja auch sehen, dass das System der Abhängigkeiten im Spitzensport dazu beiträgt, dass Leute in diese Doping-Falle geraten. Doping hilft, ein Ereignis attraktiver zu machen, weil die Leistungen attraktiver sind. Das führt dazu, dass der Sportler, sein Manager, der Verband, die Sponsoren und die Ärzte profitieren, durch höhere Einschaltquoten, mehr Werbeeinnahmen, höhere Prämien etc. …
Der Sport wird öffentlich subventioniert, vom Steuerzahler teilfinanziert, er ist ein Kulturgut der Gesellschaft. Ich finde es völlig in Ordnung, dass die Autonomie des Sports dort seine Grenzen hat, wo auf der einen Seite die Hand aufgehalten wird, und es auf der anderen Seite heißt: Wir lassen uns nicht in die Karten gucken. …
Sportjournalismus braucht eine Intellektualisierung. Es ist so offenkundig, dass der Sport so viele essentielle Probleme hat, die sich in der medialen Inszenierung über viele Jahre nicht widerspiegelten. Ich bedaure, dass es immer noch einige Kolleginnen und Kollegen gibt, die sich weit mehr als Entertainer in der Unterhaltungsindustrie des Sports denn als Journalisten präsentieren, unangenehme Fragestellungen umgehen und tatsächlich glauben, sie müssten wie Verkäufer eines Produkts agieren.
Hajo Seppelt im Interview mit Jakob Buhre, planet-interview.de, 09.12.2019 (online)