Viele Medienberichte über die Windenergie sind unterschwellig durchzogen von soziokulturellen Mentalitäten sowie tief verwurzelten Denkmustern und Moralvorstellungen. Als kritische Rahmung für die Berichterstattung dienen häufig Mythen wie die des deutschen Waldes oder romantisch verklärte Landschaftsbilder. Faktentreue und die adäquate Wiedergabe des wissenschaftlichen Standes zum Thema stehen hinter Emotionalisierungen zurück – so lauten zentrale Thesen des Arbeitspapiers „Vom Winde verdreht?“, das die Otto Brenner Stiftung heute veröffentlicht hat.
Studienautorin und Kulturwissenschaftlerin Georgiana Banita (Universität Bamberg) untersucht darin „Mediale Narrative über Windkraft, Naturschutz und Energiewandel“, wie es im Untertitel der Untersuchung heißt. Sie identifiziert einen „Krieg der Werte“: „Es haben sich zwei ‚Lager’ herausgebildet: Auf der einen Seite jene, die einen Erhalt heimatlicher Natur und Kultur betonen, und das Thema zuweilen in einen nationalistischen Diskurs überführen. Dem gegenüber stehen Befürworter*innen der Wind-Wende, die sich für den Klimaschutz einsetzen und dem technologischen Fortschritt optimistisch begegnen.“
OBS-Pressemitteilung, 24.08.2023 (online)
Auf einen Blick (Kurzfassung)
Im Kampf gegen den Klimawandel und angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine gewinnt die Windenergie zunehmend an Bedeutung.
Die Berichterstattung über Windkraft, Naturschutz und Energiepolitik ist dabei von unterschiedlichen Narrativen geprägt.
Es wird häufig auf kulturelle Konstrukte zurückgegriffen, etwa auf den Nationalmythos des deutschen Waldes, um den Ausbau der Windenergie kritisch zu rahmen.
Zur Stützung dieser ablehnenden Positionen werden wissenschaftliche Argumente ausgeblendet, die Belastungen durch Windkraftanlagen überzeichnet und die Folgen der Klimaerwärmung unterschätzt.
Die Berichterstattung zur Windenergie sollte künftig sachlich fundierter, kulturell-historisch reflektierter und mit mehr Toleranz für Ungewissheit erfolgen.