Zitiert: Medienentwicklung neu denken

Der Mythos ist die Vorstellung, dass Maßnahmen zur Medienentwicklung – also Projekte, die hauptsächlich von westlichen Ländern finanziert werden, um freien, unabhängigen Journalismus im Globalen Süden zu fördern – von Natur aus nützlich sind. Jahrelang sind wir davon ausgegangen, dass Investitionen der Geber in die Ausbildung von Journalist:innen, die Bereitstellung von Ausrüstung und den Aufbau von Nachrichtenagenturen zwangsläufig in irgendeiner Weise zum gesamten Medienökosystem beitragen würden. […]

Nachhaltigkeit ist seit langem ein beliebtes Schlagwort in der Entwicklungszusammenarbeit, auch in der Medienhilfe. Meine Forschung zeigt jedoch, dass es sich dabei eher um ein narratives Mittel als um einen verlässlichen Indikator für die Wirkung handelt. […]

Ich habe festgestellt, dass das, was an einem Ort funktioniert, selten an einem anderen Ort funktioniert – es gibt also keine Einheitslösung. Vor allem ist mir aufgefallen, dass vor Ort innovative Ideen entstehen, die dazu beitragen, hartnäckige Stereotypen abzubauen, insbesondere die Vorstellung, dass bestimmte Gebiete aufgrund unzureichender Werbeeinnahmen zum Scheitern verurteilt sind. […]

Wie ich anhand der Analyse von 289 Evaluierungsberichten aus 20 Jahren zeige, verschleiert der Diskurs oft die finanziellen und politischen Abhängigkeiten zwischen Gebern, Projektdurchführenden, Evaluatoren und lokalen Partnern. Es handelt sich eher um einen geschlossenen Kreislauf der Selbstverstärkung als um einen offenen Prozess der kritischen Bewertung. Letztendlich führt dies vor allem zu dem, was einer der von mir befragten Schlüsselinformanten als „institutionellen Überlebenswille“ bezeichnet: Jeder hat seine eigene Selbsterhaltung im Blick.

Michel Leroy, ejo-online.eu, 23.04.2025 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)