Zitiert: Muss sich gerechte Entlohnung am Gehalt des Bundeskanzlers orientieren?

Die Senderchefs sind nicht in der Politik tätig, wo man in einer anderen Kapitalform, nämlich Macht, entlohnt wird, sondern sie sind Medienverantwortliche, deren Entlohnung sich nach dem Medienmarkt richtet. Da sie aus Gebühren finanziert werden, belegen sie in der Entlohnung von Medienmanagern fairerweise die unteren Ränge – private Sender zahlen ein Vielfaches. Überraschend ist auch nicht die Stoßrichtung seiner Polemik, denn in vielen Ländern gibt es Bestrebungen, öffentliche Medien, eine Errungenschaft der Nachkriegszeit, kleinzuhalten – übrigens heftig befeuert von interessierten, konkurrierenden privaten Medienhäusern. […]

An Lindners Vorstoß ist etwas ganz anderes bemerkenswert: Lindner verhilft, in diesem Herbst der multiplen Krisen, einem für seine politische Klientel brandgefährlichen Gedanken zu neuer Konjunktur: der Frage nach der gerechten Entlohnung. Rechtfertigen soll sich, wer mehr verdient als der Bundeskanzler, denn, so die implizite Begründung, ein Gehalt solle sich nach bestimmten moralischen Kriterien wie der Verantwortung und dem öffentlichen Nutzen richten. […]

Schätzungsweise sind es 80 000 Deutsche, die mehr verdienen als der Kanzler – ist aber jeder von denen denn auch so viel wert?

Nils Minkmar, sueddeutsche.de, 21.9.2022 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)