Zitiert: „Mythos“ der Entstehung von Filterblasen und Erfolge von Microtargeting

Tatsächlich neue Sichtweisen – und zwar empirisch unterstützt und nüchtern analysiert – liefert in seinem Beitrag Christian P. Hoffmann, der an der Universität Leipzig Kommunikationsmanagement lehrt. Er hat Forschungsergebnisse zusammengetragen, die vermeintliche Gewissheiten, die in vielen Diskursen vorkommen, infrage stellen – etwa jene über die Entstehung von Filterblasen, die er als „Mythos“ bezeichnet. „Der Gedanke ist verlockend plausibel und entspricht oft vermeintlich der persönlichen Erfahrung. Studie um Studie zeigt jedoch: Es sind nicht die Algorithmen, die unseren politischen Horizont verengen. Im Gegenteil, Nutzer sozialer Medien weisen in der Regel eine vielfältigere ‚Mediendiät‘ auf als solche, die sich vor allem auf klassische Medien verlassen.“

Auch das Thema Microtargeting – das Versprechen, durch personalisierte Onlinewerbung Wirkung zu erzielen – hält er für Prahlerei, und nach heutigem Stand der Forschung handele es sich „um eine Aufmerksamkeitsblase“. Der Zeitpunkt, wann der Diskurs über Tech-Konzerne vom Positiven ins Negative kippte, lässt sich nach Ansicht von Hoffmann genau datieren: 2016 mit dem Brexit und der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten.

Alexandra Föderl-Schmid, sueddeutsche.de, 31.01.2021 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)