Insgesamt zeigt sich, dass Nachrichtennutzung in Deutschland vergleichsweise traditionell erfolgt. Die am weitesten verbreitete und wichtigste Quelle, um sich über das Geschehen in der Welt zu informieren, ist nach wie vor das lineare Programmfernsehen.
Allerdings zeigt der Langzeitvergleich auch, dass die Zahlen für das Fernsehen leicht rückläufige Tendenzen aufweisen, während das Internet als Quelle für Nachrichten für zunehmende Bevölkerungsanteile relevant wird. Aber auch hier sind die Onlineangebote der traditionellen Anbieter aus dem Rundfunk- und dem Printsektor die zentralen Anlaufstellen. Ihre Nutzung wird jedoch in vielen Fällen auch durch Informationen aus sozialen Medien ergänzt. Die Bevölkerungsanteile, die sich hingegen ausschließlich aus sozialen Medien informieren, sind in allen Altersgruppen ausgesprochen klein. Zudem lässt sich im Vergleich zu der Gesamtkategorie „Internet“ für diese Plattformen kein ansteigender Trend in ihrer Rolle als Nachrichtenquelle feststellen. Insbesondere Facebook hat in den vergangenen Jahren in dieser Funktion an Reichweite verloren, während WhatsApp, also der direkte und nicht öffentliche Austausch von Mitteilungen, zulegen konnte. Dies ist sicherlich auch auf das mangelnde Vertrauen zurückzuführen, welches den über soziale Medien verbreiteten Nachrichten entgegengebracht wird.
Ergänzend dazu verdeutlichen die vergleichsweise geringen Anteile an Internetnutzern, die in Deutschland journalistischen Angeboten in sozialen Medien folgen oder für weiterführende Informationen auf die geposteten Links klicken, dass Facebook, YouTube und Co. hauptsächlich für andere Zwecke als für Informationen über das aktuelle Weltgeschehen verwendet werden. Bemerkenswert ist ebenfalls die sich in ihrer Tendenz wiederholende Befundlage zur aktiven Beteiligung an der Nachrichtenberichterstattung. Der Anteil der Onliner, die sich in sozialen Medien zum Nachrichtengeschehen äußern, ist seit vielen Jahren auf einem recht geringen Niveau stabil und in allen Altersgruppen ähnlich groß. Darüber hinaus bestätigt sich, dass sich eher diejenigen äußern, die sich selbst an den Rändern des politischen Spektrums verorten und/oder kein Vertrauen in die Nachrichtenberichterstattung haben – ein Befund, der berücksichtigt werden sollte, bevor von Beobachtungen der Kommunikation in den sozialen Medien vorschnell auf die Meinungen in der Gesamtbevölkerung geschlossen wird.
Sascha Hölig, Uwe Hasebrink: Nachrichtennutzung und soziale Medien. In: Media Perspektiven, 12/2018, S. 574 ff. (online)