Eine vorgetragene Nachricht, die den Erzählton vermeidet und lehrbuchmäßig die journalistischen W-Fragen abklappert, lässt sich erfahrungsgemäß schlechter memorieren und in eigene Kommunikationen übersetzen als eine narrativ aufgebaute. Wie oft haben wir uns vor dem Bildschirm schon gefragt: Wo ist das passiert – wie heißt der – usw., weil das alles im ersten Satz vorkommt, als wir uns noch gar nicht auf den Beginn eines neuen Beitrags in der tagesschau eingestellt hatten. Ein narrativer, kontextualisierender Einstieg, der dann Schritt für Schritt in ein Ereignis einführt, ist aus psychologischer Sicht dazu weit besser geeignet. Und: Mit Boulevardisierung hat ein narrativer Meldungsaufbau absolut nichts zu tun. Verständlichkeit und Memorierbarkeit sind keine boulevardesken Faktoren, sondern die Voraussetzung für die doch so erwünschte „Anschlusskommunikation“ über die Nachrichten.
Herrmann Rotermund, weisses-rauschen.info, 23.01.2025 (online)