Inzwischen kommt man nicht mehr umhin, dies hier zu konstatieren: Die Frauen und Männer der „Letzten Generation“ sind wirklich die größten Nervensägen. Eine Zeit lang waren sie erfrischend in ihrer Radikalität und auf vertrackte Art sympathisch, weil ihre Botschaft stimmte. Mittlerweile hat ihre Nervigkeit viel vom Charme der Anarchie verloren, auch weil die Dringlichkeit ihrer Anliegen durch die groteske Überformung der Proteste überblendet wird. Auf Autodächern klebende Menschen machen ja eher Performance zulasten ihrer Botschaft. Wer sich an ein Dirigentenpult klebt und am Ende an genau diesem leicht zu entfernenden Pult in der Kulisse herumsteht und dumm guckt, entzieht der eigenen Bewegung ihre Wirkungsmacht durch unfreiwillige Selbstkarikierung.
Hilmar Klute, sueddeutsche.de, 27.09.2023 (online)