Zitiert: Politik darf sich nicht von Algorithmen jagen lassen

Algorithmen üben eine raumzeitliche Kontrolle über den Alltag aus. Sie lernen anhand historischer Daten, welche Produkte man morgen kauft, welchen Partner man datet und welche politische Partei man wählt. Sie sorgen damit für eine Entzeitlichung und Stauchung politischer Prozesse, weil das, was in der politischen Arena verhandelt werden sollte, in opaken Maschinenräumen bestimmt wird. Je stärker die Ergebnisse determiniert sind, desto mehr schrumpft der politische Raum. Es scheint, als habe die Repräsentationskrise der Demokratie ihre Ursache auch darin, dass man sich von virtuellen Assistenten, die einem sekündlich das eigene Denken bestätigen, besser repräsentiert fühlt als von Volksvertretern.

Gleichwohl: Es wäre fatal, die Zeitstrukturen politischer mit denen algorithmischer Systeme gegeneinander auszuspielen. Parlamente werden nie mit der Geschwindigkeit des Internets mithalten können. Sie können aber Tempolimits und Leitplanken setzen – sowohl regulativ als auch diskursiv, indem sie durch Debatten dafür sorgen, dass der Bürger nicht mehr der Bewegte seiner Daten, sondern seiner Überzeugung ist.

Adrian Lobe, sueddeutsche.de, 17.05.2019 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)