Die Berichterstattung über den gescheiterten ersten Wahlgang von Friedrich Merz klang wie die reine Apokalypse. Wie erst, wenn es wirklich ernst wird? Ein Plädoyer für langweilige Erklärungen. […]
er sich die Berichterstattung über den gescheiterten ersten Merz-Wahlgang anguckt, stellt aber zweierlei fest: Das Erzählen entlang solcher dramaturgischen Muster führt zu einer merkwürdigen Gleichförmigkeit quer durch die Medien. Und zweitens verbindet sich diese Lust an der Dramatik auf höchst bedenkliche Weise mit den politischen Interessen jener, die sich, koste es, was es wolle, in den Mittelpunkt spielen. […]
Journalisten wollen nicht wie Pressesprecher der Regierung klingen. Was daraus dieser Tage oft folgt: ein nicht kritischer, sondern oft nur noch defätistischer Ton, der hinter jeder Unregelmäßigkeit nicht weniger wittert als die finale Apokalypse. Umgekehrt macht dann ein relativ nüchterner Bundeskanzler am Dienstagabend die Arbeit der Journalisten, in dem er so unaufgeregt wie ihm möglich verschiedene Einordnungen eines möglichen Problems anbietet. Aber: Wenn es eine langweilige Erklärung gibt (18 Abgeordnete wollten noch mal eben ein Zeichen setzen im ersten Wahlgang), dann sollte die langweilige Erklärung dringend auch Sendezeit bekommen, gerade im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Philipp Bovermann, sueddeutsche.de, 07.05.2025 (online)