Zitiert: Politikjournalismus am Abgrund

Die Berichterstattung über den gescheiterten ersten Wahlgang von Friedrich Merz klang wie die reine Apokalypse. Wie erst, wenn es wirklich ernst wird? Ein Plädoyer für langweilige Erklärungen.  […]

er sich die Berichterstattung über den gescheiterten ersten Merz-Wahlgang anguckt, stellt aber zweierlei fest: Das Erzählen entlang solcher dramaturgischen Muster führt zu einer merkwürdigen Gleichförmigkeit quer durch die Medien. Und zweitens verbindet sich diese Lust an der Dramatik auf höchst bedenkliche Weise mit den politischen Interessen jener, die sich, koste es, was es wolle, in den Mittelpunkt spielen. […]

Journalisten wollen nicht wie Pressesprecher der Regierung klingen. Was daraus dieser Tage oft folgt: ein nicht kritischer, sondern oft nur noch defätistischer Ton, der hinter jeder Unregelmäßigkeit nicht weniger wittert als die finale Apokalypse. Umgekehrt macht dann ein relativ nüchterner Bundeskanzler am Dienstagabend die Arbeit der Journalisten, in dem er so unaufgeregt wie ihm möglich verschiedene Einordnungen eines möglichen Problems anbietet. Aber: Wenn es eine langweilige Erklärung gibt (18 Abgeordnete wollten noch mal eben ein Zeichen setzen im ersten Wahlgang), dann sollte die langweilige Erklärung dringend auch Sendezeit bekommen, gerade im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Philipp Bovermann, sueddeutsche.de, 07.05.2025 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)