Zwei Drittel der befragten Journalist_innen (67 %) sagen, dass hasserfüllte Angriffe des Publikums in den vergangenen 12 Monaten deutlich gestiegen sind. Insgesamt 42 % der befragten Journalist_innen waren in 2016 selbst von Angriffen betroffen. 26 % der Befragten berichten von mehrmaligen bis regelmäßigen Angriffen. … Ein Drittel (34 %) der befragten Journalist_innen berichtet, dass ihre Redaktionen keinerlei Hilfestellungen im Umgang mit Angriffen anbieten. Für 37 % findet ein regelmäßiger Austausch in der Redaktion über Hate Speech, Gewaltandrohungen oder Übergriffe statt und fast einem Viertel (23 %) steht ein juristischer Beistand zur Verfügung. Sehr viel seltener werden Schulungsangebote (9 %), der Austausch mit Expert_innen (5 %) oder eine vertrauensvolle Anlaufstelle angeboten (3 %). …
Viele Journalist_innen nennen vor allem den Bedarf nach mehr Personal, „um unsere Arbeit ggf. besser zu erklären, um mehr im direkten Kontakt (er)klären zu können, um besser/unangreifbarer recherchieren und schreiben zu können“. In diesem Zusammenhang gewinnt man nach Meinung einiger der befragten Journalist_innen auch wieder mehr Zeit, die an vielen Stellen fehlt. Diese sei aber unabdinglich für ein sicheres Gefühl des jeweils geleisteten Beitrags und seiner ‚Verteidigung‘.
Studie zur Wahrnehmung von und Erfahrungen mt Angriffen unter Journalist_innen” (Madlen Preuß, Frederik Tetzlaff, Andreas Zick – Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, Universität Bielefeld, März 2017, online)
Wenn Publizieren zur Mutprobe wird, dann kann dies auch zu Leerstellen in der Berichterstattung führen, wenn “die Mutprobe abgelehnt wird”. Gezielter, organisierter Druck kann somit vorauseilende “Selbtszensur” befördern.