Zitiert: Quantität dokumentarischer Produktionen bei ARD und ZDF

Über die Quantität dokumentarischer Produktionen bei ARD und ZDF kann man wirklich nicht klagen. Es gibt viele solcher Sendungen zu allen nur denkbaren Themen, ob zu aktuellen Anlässen oder zu Jubiläen und anderen Erinnerungstagen. Gemeinsam ist diesen Produktionen fast durchgehend eine Austauschbarkeit der Form: Ein allwissender Erzähler im Kommentar lenkt das, was die Regisseurinnen und Regisseure selbst aufgenommen, in den Archiven gefunden, im Schnitt aneinandergefügt und mit einer Musiksoße übergossen haben. Selbst die Bilder gleichen einander: Interviews werden mindestens von zwei, wenn nicht drei Kameras aufgenommen, als wenn der dadurch mögliche schnelle Bildwechsel dem Gesagten irgendetwas an zusätzlicher Bedeutung zuweisen würde. Derzeit peppen Drohnenaufnahmen die Darstellung von Landschaftsräumen auf, als sei die so entstehende extreme Aufsichtstotale schon eine Qualität an sich. Ebenso üblich wurden Reenactment-Szenen jeder Art, die vor allem durch die misslungene Darstellung dank schlechter Regie- und schwacher Darstellerleistungen auffallen. Nicht zu vergessen die Mode der Presenter-Reportagen, die in der Regel die Prominenz des Presenters wichtiger nehmen als das, worüber dieser etwas berichten soll.

Was der Journalismus als Phraseologie kennt, also der meist besinnungslose Gebrauch von modischen Begriffen und Metaphern, taucht in dieser Sorte von Fernsehdokumentarismus in Form identischer Bild-Kommentarverbindungen und des Einsatzes einiger weniger Musikstücke auf, die möglichst eindeutig für ein Thema oder eine Stimmung stehen. Zur Formatierung gehört auch, dass der jeweilige Film, und sei es noch so kurz, möglichst eine Geschichte nach den Normen des Kinospielfilms erzählt und dass in ihm die Menschen möglichst offen über alles und jedes sprechen.

Dietrich Leder, Medienkorrespondenz 01/2020 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)