Sie bildeten Communitys, bevor es das Internet und soziale Netzwerke gab. Zugleich wächst die Konkurrenz im Internet. Wenn Radio also relevant bleiben will, muss es vor allem Anlass zum Hinhören geben, Diskussionsstoff bieten, zum Weiterdenken anregen. Radioprogramme müssen sich unterscheiden, damit sie eingeschaltet werden. Wer Musik hören will, ist mit einer Playlist besser bedient als mit der heavy rotation der meisten populären Wellen.
Und je hitziger in den sozialen Netzwerken diskutiert wird, umso wichtiger wird die Kulturtechnik des Zuhörens, das Bemühen, die Argumente der anderen zu verstehen, bevor man ihnen entgegnet oder gar über den Mund fährt. Radio ist mehr als Musik oder Audiojournalismus, und entgegen den Behauptungen mancher Radioberater ist es auch mehr als Mood Management. Ein gut gestaltetes Programm überrascht und fordert sein Publikum auch mal heraus, es bietet Orientierung und hilft der Gesellschaft, sich selbst besser zu verstehen.
Diemut Roether, turi2.de, 28.10.2023 (online)