Beim rbb will man Musik „einordnen, zuspitzen, emotional aufladen”. Gabriele Riedle hat für die taz aufgeschrieben, wie das in der Hörererfahrung klingt: „Da ist die nassforsche Person, die bis 10 Uhr vormittags alle 10 Minuten ein ›Guten Morgen‹ in den Äther schmettert und so Sätze sagt wie: ›Halten Sie sich fest, jetzt kommen gleich zwölf Cellisten auf einmal, ist das nicht der Hammer?‹” Dabei hat die Moderation nur versucht, sich an die Regeln zu halten. „Klappern gehört zum Handwerk. Große Teile unseres Berufs sind dem Showgeschäft verpflichtet”, heißt es in der rbb-Handreichung. Eben noch im Elfenbeinturm, jetzt schon auf der Showbühne. Und weiter: „Gretchenfrage bei allen Entscheidungen: Was wäre jetzt schön?” … Der rbb möchte auf Jahreszahlen gleich ganz verzichten: „Sie sind ein sicheres Indiz dafür, dass die Sache, über die geredet wird, vorbei ist. Gleiches gilt für historische Erzählungen, die man auch an anderer Stelle nachlesen kann. Damals? Langweilig!” …. Laut rbb braucht auch niemand „die Vornamen der Beethovens und Mozarts dringend.” Man sei schließlich kein Pflanzenbestimmungsbuch”.
Hartmut Welscher, VAN Magazin, 03.03.2021 (online)