Zitiert: Rolle der Vertreterin einer gedachten Bevölkerungsmehrheit

Illner moderierte dabei weniger gegensätzliche Positionen, als dass sie in die Rolle der Vertreterin einer gedachten Bevölkerungsmehrheit schlüpfte. Die habe, wie Illner in Anlehnung an Bundeskanzler Olaf Scholz sagte, nun „die Nase voll“. „Alle“ fühlten in Illners Lesart so, und zwar nicht bezogen auf kriminelle Gewalt, sondern auf kriminelle Gewalt von Zuwanderern. Amann packte das Thema ähnlich an und sagte, dass auch sie sich als Mutter eines Kindergartenkindes Sorgen mache. Beide Journalistinnen nahmen so die Position einer Bevölkerung ein, die vermeintlich mehrheitlich glaubt, dass Straftaten durch mehr Abschiebungen oder dichte Grenzen bekämpft werden sollen. Diese Positionierung führte denn auch dazu, dass die Diskussion eher unproduktiv war. […]

Bei so viel Eifer kam Schmidt kaum durch mit dem Verweis auf die um mehr als dreißig Prozent zurückgegangene Zahl der Asylanträge, das Grundrecht auf Asyl oder die Menschenrechtskonvention. Illner, deren Redaktion es versäumt hatte, eine anders als parteipolitisch begründete Gegenstimme einzuladen – zum Beispiel einen Kriminalstatistiker oder einen unabhängigen Juristen – spielte weiter Volkes vermeintliche Stimme und klagte: „Wir schaffen es einfach nicht, Straftäter abzuschieben.“

Frauke Steffens, faz.net, 24.01.2025 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)