Es gibt bei den großen Medien zwar auch noch Fotostrecken, aber ebenfalls in geringerem Umfang. Dann würde ich sagen, dass die Bilder online immer kleiner und im Print immer größer werden. Bei den Onlineausgaben der New York Times oder vom Spiegel sieht man, dass alles immer kleinteiliger wird. Bezogen auf die Bildsprache beobachte ich, natürlich mit Ausnahmen, dass es oft profaner wird. Da wird einfach irgendein Bild genommen, weil zum Teil keine Bildredaktionen mehr existieren und damit einfach die bildredaktionellen Kompetenzen fehlen. Weil die Bildagenturen aber oft gute Vorarbeit leisten, gibt es trotzdem zumindest eine ordentliche fotografische Qualität. Und bei Medien wie z.B. der ZEIT sehe ich, dass sich zunehmend eine Symbol-Bildsprache entwickelt hat, weil es oft um Themen geht, die man nicht einfach so fotografieren kann. Ein weiterer Trend ist, dass die Instagram Accounts der Verlage zunehmend die Bildberichterstattung in den Medien ergänzen. Dort passiert fotografisch oft mehr, als in den Medien selbst. Und es werden natürlich auch immer mehr Inhalte von den Sozialen Medien in die Artikel der digitalen Angebote zurückgespielt, sowohl Text als auch Bildmaterial. Man muss dann kein*e Fotograf*in mehr losschicken, sondern bettet einfach die Bilder von Instagram oder Twitter in den Artikel ein.
Stefan Günther, Menschen Machen Medien, 19.10.2020 (online)