Bundeswehr-Professor Masala, der Drosten des Ostfront-Talks, nennt einen Trump-Putin-Deal ein „apokalyptisches Szenario“. Jeder hat so seine Vorstellung vom Jüngsten Gericht. CDU-Offensivverteidiger Kiesewetter redet von „irrer US-amerikanischer Machtpolitik“. Als hätte ein halbwegs sortierter Hegemon je anderes betrieben als Machtpolitik respektive eine „regelbasierte internationale Ordnung“. Etwaiger Irrsinn lag dabei stets im Auge der Betrachter. […]
Eine Ex-Nato-Strategin nennt den Verhandlungsbeginn einen „sehr schwarzen Tag für die Ukraine“. Derweil behauptet eine ZDF-Reporterin, es sei „ein tiefschwarzer Tag“. Abseits solcher wohl überbrückbarer Differenzen existieren auch komplett andere Perspektiven auf ein baldiges Ende der Stahlgewitter. Etwa von Männern, die sich vor Rekrutenhäschern verstecken. Doch Experten machen sich nun mal qualifiziertere Sorgen als Soldatenmütter.
Unter Transatlantikern ist, zumal nach der Münchner Rede des amerikanischen Vizepräsidenten, von Verrat die Rede. Ich respektiere die Emotionen. Mitbürger, die kadavergehorsam in die Luft guckten, als ihr großer Bruder die deutsche Gasleitung sprengen ließ, werden nun aus der schützenden Wärme seines Enddarms ins Offene gepresst. Undank ist der Welten Lohn. So muss Honecker sich gefühlt haben, als Gorbatschow ihn informierte, dass sogar unverbrüchliche Wertegemeinschaften ein Verfallsdatum haben. In den Augen der Ost-Berliner Genossen servierte das Sowjetreich seine Knappen dem Westen auf dem Silbertablett. Der Klassenfeind ist Gorbi bis heute dankbar, welcher zu Hause deshalb als Trottel gilt.
Torsten Wahl, berliner-zeitung.de, 19.02.2025 (online)