Der klimaneutrale, sozial gerechte und ökonomisch erfolgreiche Umbau der Wirtschaft ist eine Herkulesaufgabe. Ohne eine verlässliche, qualitativ hochwertige und zugleich verständliche Berichterstattung kann sie nicht gelingen. Gebraucht werden zuverlässige Daten über die Entwicklung der Wirtschaft – aber auch solide Informationen über die Rollen und das Agieren in ihr engagierter Akteur*innen.
Henrik Müller und Gerret von Nordheim, zwei kompetente Experten des Wirtschaftsjournalismus, gehen der Frage nach, ob die Wirtschaftsberichterstattung von ARD & ZDF diesen Ansprüchen genügt. Sie haben zwischen September 2022 und Februar 2023 nicht weniger als knapp 5 800 Sendungen mit beachtlichen rund 3 400 Stunden Programm mitgeschnitten, analysiert und bewertet. Die detaillierte Pionierarbeit kommt zu einigen bemerkenswerten Ergebnissen und stellt eine Reihe interessanter Schlussforderungen zur Diskussion.
Wirtschaft und Wirtschaftspolitik spielen im Programm von ARD und ZDF quantitativ eine große Rolle. Die politischen Magazine überraschen mit einem hohen Wirtschaftsanteil, einer starken Eigensetzung von Themen und einer kritischen Perspektive. Nachrichtensendungen und Talkshow-Formate folgen bei Themen und Personen stark dem politischen Berlin. Diese Elitenorientierung zeitigt nicht nur beim Thema Sozialpolitik negative Wirkungen. Durch die Fixierung auf den politischen Streit leidet die Qualität der Beiträge. In den Wirtschaftssendungen spielt die Arbeitswelt, so ein weiterer Befund, keine prägende Rolle. Tarifkonflikte oder betriebliche Auseinandersetzungen kommen kaum vor. Auf Unternehmen wird selten kritisch geschaut.
Autorenteam und Stiftung geben konstruktive Anregungen, wie die Ergebnisse der Untersuchung bei den anstehenden Reformen von ARD und ZDF eine Rolle spielen können.
Otto-Brenner-Stiftung, 21.05.2025 (online)