Mit Podcasts zur Schlagzeilen-Einordnung flüchten ARD und ZDF aus der selbstgemachten Profilierungszeitkrise ihrer Nachrichten-Formate, die sich zunehmend ähnlicher werden. Ist eine längere „Tagesschau“ die Lösung? Oder mehr Mut zur moderierten Tiefe, wie Peer Schader glaubt? […]
Mit ihrer Podcast-Vertiefungsambition attestieren sich die öffentlich-rechtlichen Sender selbst, dass ihre Hauptnachrichtensendungen zu wenig Einordnung bieten. […]
Diese Wiederholungen fressen Sendezeit. Weil die Sender mit den Formaten unterschiedliche Zielgruppen erreichen wollen – und zunehmend versuchen, alles gleichzeitig zu liefern: Überblick und Einordnung, Korrespondent:innen-Präsenz und Betroffenen-Blickweisen, Schnelligkeit und Tiefe. […]
Die bittere Wahrheit ist: Strobls 30-Minuten-„Tagesschau“ um 20 Uhr wäre keine Revolution, sondern ein halbherziger Kompromiss. Die wahre Innovation bestünde darin, den zunehmend ausgelagerten Vertiefungswillen zurück ins Hauptprogramm zu übertragen und klare Zuständigkeiten zu schaffen: Nachrichten-Überblick hier, Einordnung und direkte Ansprache dort. Zu komplementären Sendezeiten.
Nur so können ARD und ZDF ihrer Aufgabe gerecht werden, auch komplexe Zusammenhänge verständlich zu machen – ohne ihre etablierten Markenidentitäten aufzugeben.
Peer Schrader, dwdl.de, 18.05,2025 (online)