Zitiert: Warum es kaum markante Radiopersönlichkeiten gibt

Dem Zufall wird heute nicht mehr viel überlassen. Womit wir bei den klaren Vorgaben und den klar definierten Zielgruppen sind, mit denen Radiowellen möglichst perfekt ihr Programm auf ihre Hörerinnen und Hörern abstimmen wollen. Umfragen machen heute nicht nur Politik, sondern auch das Programm. Neues muss erst mal getestet werden. Der österreichische Plattenlabelbetreiber und Autor Hannes Tschürtz hat vom redaktionellen Testhören eines Songs auf Radiotauglichkeit einmal folgendes Bonmot mitgebracht: „Das ist leider nicht durchschnittlich genug.“

Es ist deshalb schwerer geworden, zu einer markanten Radiopersönlichkeit zu reifen. Dem Zufall wird in einer Welt voll mit Vollkasko-Brandschutz-Mentalität nicht mehr viel überlassen. Zu groß ist auch die Angst vorm nächsten Shitstorm, der meist schneller über einen Sender hereinbricht, als der Zuschauerservice mit klaren Office-Hours darauf reagieren kann.

Aber erstens hat Nostalgie uns noch nie weitergebracht. Und zweitens gibt es sie immer noch, die Kleinode der Liveberichterstattung. […]

Verlässlichkeit, Erwartbarkeit und Berechenbarkeit ergeben sicher Sinn im Chaos unserer Gegenwart. Aber genau diese Art der faden Perfektion kann die KI – und wird uns Menschen, wenn wir nur noch das Aalglatte erwarten, leicht ersetzen können. Lasst uns deshalb die Brüche feiern, solange es sie gibt!

Carolin Matzko, sueddeutsche.de, 15.07.2025 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)