Zitiert: Warum Manager Innovationen gern als Ausrede missbrauchen

Viele Chefs wollen heute KI-Experten sein. Schließlich eignet sich der Begriff vortrefflich, um Fehler zu kaschieren und sich als Innovator zu verkaufen. […] Sparmaßnahmen, die nicht selten auf strategische Fehlentscheidungen der Vergangenheit zurückgehen, lassen sich derzeit mit nur zwei Buchstaben als fortschrittlich verkaufen. […]

Die Auswirkungen von KI-Technologien auf die meisten Branchen werden in der Tat immens sein. Aufgaben ändern sich und viele werden wegfallen. Die konkreten Effekte sind oftmals aber noch längst nicht so klar abzusehen, wie es Konzernlenker wie Jansen glauben machen wollen. Indem sie einen Stellenabbau mit KI entschuldigen, verstärken Vorstandschefs die oft irrationalen Technologieängste in der Bevölkerung.

Fatal ist, dass der Kapitalmarkt solch ein Verhalten auch noch mit Kurssteigerungen belohnt. […]

Im Buzzword-Schweinezyklus geht die Verklärung der KI-Technologie ihrem Höhepunkt entgegen. In ihrer Größenordnung übertrifft die rhetorische KI-Blase in vielen Unternehmen bereits jüngere Exzesse um die Verworthülsung von Metaversum, Augmented Reality und Kryptowährungen.

In der Tiefe ist in vielen Firmen in Sachen KI bislang wenig passiert. Das ist die zweite Gefahr, die mit dem kommunikativen Missbrauch von Technologierevolutionen einhergeht. Besonders Konzerne neigen dann dazu, externe Innovationsschocks einfach durchzuleiten, anstatt sie zu verarbeiten.

Das ist auch beim KI-Effekt so: Unternehmensberatungen werden beauftragt, Sonderbeauftragte ernannt, Strategiepapiere geschrieben und am Ende selbst das Reinigungsteam um Input für die Taskforce gebeten.

Philipp Alvares de Souza Soares, Felix Holtermann, handelsblatt.com, 27.06.2023 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)