Wer keine guten Argumente hat, aber hochgestochen formuliert, steht oft erstaunlich gut da in Diskussionen. …. Demnach erhöht es die Überzeugungskraft eines schwaches Argumentes, wenn dieses mithilfe funkelnder Bullshit-Phrasen maskiert und präsentiert wird.
Das Gegenteil ist hingegen der Fall, wenn ein Diskutant sehr gute Argumente und überzeugende Evidenz auf seiner Seite hat. Wer diese in kompliziertem Jargon und modischen Begriffen präsentiert, schmälert seine Chancen, damit andere zu erreichen. Wer wirklich etwas zu sagen hat, äußert sich so klar und präzise wie möglich – das ist die kurze, an sich selbstverständliche Botschaft, die sich aus dieser Studie ziehen lässt. …. Der Bullshitter zeichnet sich demnach dadurch aus, dass er sich gar nicht darum schert, ob sein Gerede irgendwie einen Bezug zur Realität hat. Bullshit unterscheidet sich von der Lüge insofern, als dass der Lügner weiß, dass er die Unwahrheit spricht. Der Bullshitter ahnt hingegen nicht mal, was wahr oder falsch ist, und es ist ihm auch egal: Er labert, um zu beeindrucken, und doziert über Themen, von denen er keine Ahnung hat oder die keine Bedeutung haben.
Sebastian Herrmann, sueddeutsche.de, 22.02.2021 (online)