Was hat der neue ORF-Beitrag von allen mit einem Beinbruch beim Skifahren gemein oder auch einem Aufenhalt in einem öffentlichen Park? Medienwissenschafter Matthias Karmasin (Akademie der Wissenschaften, Uni Klagenfurt) erklärt mit solchen plastischen Beispielen, warum öffentlich-rechtlicher Rundfunk von allen zu finanzieren ist. […]
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk sei ein öffentliches Gut, eine öffentliche Dienstleistung im Sinne des Gemeinwohls, hält Karmasin dem entgegen, der Medienökonom spricht lieber von einem „quasi öffentlichen Gut“. Solche öffentliche Güter seien „unabhängig von der konkreten Nutzung von der Allgemeinheit zu finanzieren“. […]
Entscheidend sei hier nicht die Nutzung, sondern „die Möglichkeit der Nutzung“ – wie bei öffentlichen Parks, bei Schulen, Straßen, Opern, Theatern und der Gesundheitsversorgung. Niemand, der Sozialversicherung bezahlt, komme auf die Idee: „Jetzt brech ich mir beim Skifahren einen Haxen, damit ich auf meine Kosten komme“ mit der Gesundheitsversorgung, die man ja mitfinanziert. Und auch wenn Karmasin sehr selten öffentliche Parks nutzt, ist er sehr dafür, dass es sie, auch von seinen Steuern und Abgaben mitfinanziert, gibt. […]
Der Auftrag solle „Richtungen vorgeben“, erklärt Karmasin auf STANDARD-Nachfrage, welche Kompetenzen der ORF etwa fördern soll. Als Beispiele nennt er „Demokratiekompetenz, Wissenschaftskompetenz, Medienkompetenz“, aber auch als Ziele Selbstreflexion, Partizipation durch Interaktion mit dem Publikum. […]
Eine weitere ORF-Reform dürfe aber keine isolierte medienpolitische Maßnahme sein: Die Medienpolitik müsse dabei die gesamte Medienlandschaft, „das gesamte triale System im Blick haben, im Sinne einer möglichst qualitätsvollen Öffentlichkeit“.
Harald Fidler, derstandard.at, 12.01.2024 (online)
Vortrag (online)