Norbert Schneider: Das Problem der Medienkonzentration hat mit Bezug auf Fernsehen massiv an Bedeutung verloren, seit der „Überwachungskapitalismus“ (Shobanna Zuboff) mit seinen Big Five den Ton angibt. Er übertrifft die Macht und das Vermögen klassischer Medienbesitzer um ein Vielfaches. Er bestimmt auch die Entscheidungen der Politik. Auf die Werbeetats wirkt er wie ein Staubsauger.
Zu den Ausgesaugten gehören vor allem die privaten TV-Veranstalter. Sie wirken auch deshalb nach 40 Jahren kraftlos und ohne publizistische Absichten. Sie vermitteln das Gefühl: Niemand braucht sie so recht. Längst sind, was die Fiktion angeht, die Streamer die eigentlich Privaten
Überleben kann diese neue Machtverschiebung wohl nur, wer sein Geld nicht selbst verdienen muss. In Deutschland hat dieses Privileg der öffentlich-rechtliche Rundfunk. Es könnte dazu kommen, dass er schon bald wieder, wenn nicht einzigartig, so doch die einzige Art von Fernsehen ist, wie schon einmal in seinen besten Zeiten, von 1962 bis 1984. Doch das wird nur passieren, wenn die Medienpolitiker der Parteien sich dazu aufraffen, diesen Rundfunk weiter ausreichend zu finanzieren
Norbert Schneider, epd medien, 18.07.2024 (online)