Wenn die Programmplanung das alleine entscheiden könnte, würde jeden Abend eine Abfolge „Tagesschau“, „Tatort“, Talkshow, „Tagesthemen“ gesendet, und zwar nur diese Sendungen. Weil alles andere irritiert und ist lästiger, also, irgend so einen Dokumentarfilmer auf dem Hals zu haben, der mal jahrelang an einem Produkt arbeitet, das ist einfach lästig. Also, das läuft im Grunde wie geschmiert. Und es ist ein bisschen eine mentale Prostitution von allen Beteiligten, weil jeder etwas davon hat: die Moderatorinnen werden bekannt, die Produktionsfirmen verdienen gut, die Gäste werden prominent, wenn sie es nicht schon sind – also, das ist so ein System, eine Versicherung auf Gegenseitigkeit, die ziemlich gut funktioniert. Also, dagegen treten diese Effekte, was lerne ich daraus oder wird den Leuten etwas beigebracht oder wird Politik durchsichtiger – sehen wir einmal vom Habitus der Politiker ab, da glaube ich schon, dass sich die Leute da sehr ein Urteil bilden, wie ein Politiker aussieht, wie er agiert –, aber jetzt unabhängig von Inhalten im Grunde, das ist eher sekundär. Im strukturfunktionalen Sinne, um’s mal so soziologisch zu sagen, funktioniert es einfach gut für das gute alte Programmfernsehen.»
Der Medienforscher und Filmregisseur Lutz Hachmeister in der Deutschlandfunk-Sendung „Medienquartett“ vom 30. April 2021 (19.15 bis 20.00 Uhr). In der Sendung, die weiterhin in der Audiothek des Deutschlandfunks abrufbar ist, wurde diskutiert über das Thema „Relevanz dank Markus Lanz: Wie Talkshows den Diskurs bestimmen“.
medienkorrespondenz.de, 02.05.2021 (online)