Das alte Problem: Die „Tagesschau“ behandelt in 15 Minuten rund 13 Themen, von denen das Publikum kurz drauf noch ein oder zwei erinnern kann. Das neue Problem: Von vielen Themen haben die Leute in der digitalisierten Welt längst übern Tag gehört und brauchen die Zusammenfassung kaum mehr. Die trotzdem Mörderquote errechnet die ARD aus der Summe aller Ausstrahlungen auch in den Dritten, sonst bröckelte das Denkmal. Im Mutterland der TV-Nachrichten haben sich die Spätausgaben – „BBC Newsnight“, bei uns „heute journal“, „Tagesthemen“ – längst zu Interviewsendungen entwickelt. Das hat die ARD nur viertelherzig gewagt, indem regelmäßig ein „TT“-Gesicht einen Polittalk bekommt: Christiansen, Will, Miosga. Ein zeitgemäßes Line-up wäre also: zur gelernten Zeit um 20 Uhr die „Tagesthemen“ mit Meldung, Hintergrund, Analyse und ab 22 Uhr ein straffes Interviewmagazin mit Gästen von der Entscheidungsebene, weniger Meinungs- und Expertenhuberei.
Friedrich Küppersbusch, taz.de, 19.05.2025 (online)