Ich finde nicht, dass man Rassismus automatisch reproduziert, wenn man von Rassismus erzählt. Außerdem sollte ein historischer Film meiner Meinung nach der Zeit, in der er spielt, entsprechen. Wie soll man sonst den Rassismus zur Kolonialzeit erzählen? Auf Anraten der Wissenschaftlerin und Autorin Natasha A. Kelly habe ich viele rassistische Ausdrücke aus dem Drehbuch genommen. Sie wäre nach Sichtung den Films noch weiter gegangen und riet mir, das letzte N-Wort zu löschen. Aber ich halte es für vertretbar im Kontext der Epoche, in der der Film spielt. Und ja, der Film reproduziert rassistische Ereignisse, aber damit verfolgt er den Zweck, einer großen Zuschauerschaft eine verdrängte Geschichte zu erzählen. Wir haben versucht, so wenig Gewalt von Weißen gegen Schwarze Menschen zu zeigen wie möglich und dennoch die Verbrechen nicht zu verschweigen. Wer nicht über Rassismus spricht, macht sich schließlich auch mit den Rassisten gemein, die ja ganz froh sind, dass der Genozid nur eine untergeordnete Rolle in der deutschen Geschichte spielt. Noch immer sind die meisten Farmen in Namibia im Besitz von Weißen, und das Reparationsabkommen ist nicht zu Ende verhandelt. Wir müssen über unsere Geschichte reden.
Lars Kraume, berliner-zeitung.de, 19.03.2023 (online)