Zitiert: Wie das Kino die Arbeiterinnen entdeckte

In „Die kleinen Ladenmädchen gehen ins Kino“ entdeckte Siegfried Kracauer den Film als Vergnügen für die Angestellten und Arbeiterinnen des frühen 20. Jahrhunderts. Aber das Kino war nicht nur für die Arbeiterinnen da, sondern handelte auch von ihnen.

Denn bevor das Kino bürgerlich wurde, war es proletarisch: Asta Nielsen, aus kleinsten Verhältnissen aufgestiegen zum ersten großen Schauspielstar des deutschen Kinos, verband in ihren Filmen existenzielle Not mit Sinnlichkeit und weiblichem Heldentum, wie es später nur noch der italienische Neorealismus schaffte. Heute ist der moderne Mainstream selbstverständlich politisch, seine Heldinnen sind tough, aber bessergestellt, ihre Körper erscheinen unversehrt von den Zumutungen der Lohnarbeit. Und selbst im feministischen Film haben Queerness, Ethnizität und Postkolonialismus die sozialen Fragen an den Rand gedrängt. Doch manchmal erzählt das Kino auch heute noch von Arbeiterinnen und ihren Lebenswegen, von individueller Emanzipation und solidarischem Miteinander – mal zärtlich wie Aki Kaurismäki, mal wütend wie Ken Loach, mal poetisch wie Agnès Varda, aber immer ergreifend.

Thekla Dannenberg, DLF – Essay und Diskurs, 21.04.2024 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)