Im Gespräch mit der F.A.Z. resümiert die Initiatorin, MDR-Intendantin Karola Wille, hier sei eine „neue“ Kulturwelt entstanden, in der die kulturelle Vielfalt in den Regionen stärker bundesweit sichtbar gemacht werde. Das Portal bündele und kuratiere nicht nur, sondern es führe die Audio- und Videowelt zusammen. Zudem entwickele sich ein Netzwerk für eine Branche, für die der kreative Austausch über Ideen und Anregungen von großem Wert sei. […] Insgesamt hat die ARD für die elf Mitarbeiter, Raummiete und eigene Produktionen knapp fünf Millionen Euro eingeplant, die nicht als zusätzlicher Bedarf bei der Gebührenkommission KEF angemeldet worden waren, sondern durch Einsparungen erwirtschaftet wurden. Das Kulturportal verzichtet auf eigene technische Entwicklungen und greift auf den vorhandenen Modulbaukasten der ARD zurück, zum Beispiel auf die Player aus der Audiothek oder der Mediathek. […] Die Redaktion stehe erst am Anfang des Portalaufbaus und wisse, dass die Reflexion verschiedener Themen und Genres breiter werden müsse, sagt Wille auf den Hinweis, dass – zurückhaltend formuliert – sehr viele klassische Kulturthemen kaum vertreten sind. […]
Auf die Frage, warum ARD Kultur anscheinend vor allem auf jüngere Nutzer zielt, verweist die MDR-Intendantin auf Erkenntnisse der Medienforschung. So wisse man, dass sich auch ältere Nutzer für bestimmte Genres interessieren, die vermeintlich vor allem die Jüngeren ansprechen. Ein Schwerpunkt liege bei den 30- bis 50-Jährigen, die mit 21 Millionen eine sehr große Gruppe in unserer Gesellschaft darstellen. Hier gebe es ein Potential von 12 Millionen Menschen in Deutschland, die Interesse an einem digitalen Kulturangebot haben. ARD Kultur soll vor allem als Netzwerk und Dialograum weiterentwickelt werden.
Helmut Hartung, faz.net, 30.05.2023 (online)