Im Übermut der Übernahme kaum jemand zu denken wagt, das ist die Frage, ob die Neuordnung des Rundfunksystems Ost Anstoß für eine ARD-Reform überhaupt sein könnte. Sollte man nicht durch Verzicht auf Kleinstaaterei zukunftsfähiger werden, an Effizienz und Programmqualität gewinnen? Je krisenresistenter und innovativer sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen als Player im bundesdeutschen Mediensystem behauptet, desto höher womöglich die Akzeptanz. Eine fällige Strukturreform könnte den Hessischen, Saarländischen und rheinland-pfälzischen Rundfunk zu einem Südwestfunk fusionieren, mit der Option, auch Baden-Württemberg in diesen Verbund zu holen. Das notorisch klamme, auf den ARD-Finanzausgleich angewiesene Radio Bremen könnte der NDR auffangen, der „rote“ WDR und die „schwarzen“ Bayern blieben für sich. Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin würden sich auf die Mehrländeranstalt NORA einigen, eine „rote Nordschiene“ für diesen Fall im Osten die „schwarze Südschiene“ des MDR kompensieren. Nur noch sieben Sendern käme so mancher Synergieeffekt zugute. Leider ächtet das föderale System die ökonomische Vernunft.
Lutz Herden, FREITAG 18/2021 (online)