Eine ehrliche Antwort auf die Frage, ob Zuschauerinteresse und Auftrag zum tatsächlichen Programm passen, wäre: Möglicherweise nicht, und das ist auch gar nicht gewollt, denn zum Beispiel für Hochkultur bekommt man nie eine große Mehrheit, die muss man verordnen. […]
Eine ehrliche Antwort hier wäre also: Ja, wir geben korrupten Organisationen sehr viel Geld, um so informieren zu können, wie wir uns das vorstellen, auch wenn das möglicherweise nicht der Interessenlage entspricht, die sich in Umfragen zeigt.
Die Debatte beginnt mit dem Rundfunkbeitrag und der an Gniffke gerichteten Frage: „Braucht der SWR mehr Geld?“ Eine ehrliche Antwort wäre: Das kann ich noch nicht sagen, aber das kann schon sein. […]
Jung möchte von Gniffke wissen: „Warum verdienen Sie so viel wie der Bundeskanzler?“ Gniffke wirft erst mal eine Nebelkerze. Er macht Jung den Vorwurf, gefragt zu haben, warum er, Gniffke, mehr verdiene als der Bundeskanzler, und das sei falsch. Aber das hat Jung nicht gefragt. Gniffkes Vorwurf ist falsch. Irgendwann antwortet er doch: „Gute Frage, falscher Adressat.“ Das habe der Verwaltungsrat so entschieden. Eine ehrliche Antwort wäre vielleicht: Weil ich so viel Geld dafür verlangen kann und weil ich das auch mache. […]
So ist es auch mit der Frage nach den Verträgen mit den Sportveranstaltern. Jung sagt, die Verträge seien nicht transparent. Gniffke widerspricht, um dann einzuräumen, der Verwaltungsrat kenne sie. Richtig transparent sind sie damit also doch nicht. Ehrlich wäre hier möglicherweise, zu sagen: Nein, die Verträge sind nicht transparent. Darauf haben wir uns eingelassen. Sonst hätten wir den Zuschlag nicht bekommen. Aber der Verwaltungsrat kann sie einsehen. […]
Man hätte erklären können, wie es zur politischen Zuordnung der Freundeskreise kommt – oder wie überhaupt zu den Freundeskreisen. Tatsächlich wird einfach abgestritten, auch dass die Farbe der Landesregierungen eine Rolle bei der Besetzung des Zukunftsrats spielt.
Ralf Heimann, MDR Altpapier, 2.3.2023 (online)