Zitiert: Wie Online-Konzerne Wissenschaftler austricksen könnten

Es war eine ganz große Sache. 2020 lud der Facebook-Konzern Meta externe Wissenschaftler ein, seine sozialen Medien während der Präsidentenwahl in den USA zu beobachten. Ihre Forschungsfragen gingen weit über die Wahl hinaus. Für viele Menschen sind soziale Medien längst die dominante Nachrichtenquelle. Wie verändern die Plattformen die politischen Ansichten ihrer Nutzer? Spalten sie die Gesellschaft? Kurzum: Welchen Einfluss haben sie wirklich auf uns? […]

Tiefgreifender ist die Kritik, die Przemyslaw Grabowicz nun in seinem Brief an der Studie übt. […] Facebook hatte 63 temporäre Notfallmaßnahmen an seinem Algorithmus ergriffen, um während der Präsidentenwahl 2020 zuverlässigere Nachrichten anzuzeigen. „Als ich die Studie las, stellte ich fest, dass sich der Zeitraum des Experiments und der Zeitraum der Notfallmaßnahmen überschnitten“, sagt er im F.A.S.-Interview.

Die Maßnahmen zeigten Wirkung: Zwischen November 2020 und März 2021 bekamen die Nutzer verhältnismäßig mehr Nachrichten aus vertrauenswürdigen Quellen. Das hat eine Analyse von Grabowicz und fünf Kollegen ergeben, die sie in dem aktuellen Brief darlegen.

Die Forscher um Andy Guess hätten mitnichten den „Standard-Algorithmus“ untersucht, sondern eine temporäre Fassung, die darauf ausgelegt war, weniger polarisierende und falsche Nachrichten zu verbreiten.

Piotr Heller, faz.net, 28.09.2024 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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