Zitiert: Wie Talkshows oft am Programmauftrag vorbeigehen

Nehmen wir an, eine demokratische Gesellschaft wollte sicherstellen, dass sich die Menschen, die in ihr leben, miteinander verständigen können, dass alle Regionen, alle sozialen Gruppen unabhängig informiert werden über die Welt, in der sie leben, dass also das Wissen über die ökonomischen, kulturellen, ökologischen, politischen Bedingungen ihrer Gegenwart vermittelt wird, dass sie beteiligt werden an der Auseinandersetzung über Gesetze und Regeln, über Bilder und Begriffe, die ihr Zusammenleben regulieren – und sich so ein Gespräch ergibt, das die Demokratie bestätigt und vertieft.

Das wäre eine ausgezeichnete Idee. Günstigerweise ist sie ausbuchstabiert im Staatsvertrag für Rundfunk und Telemedien, der die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks definiert. In der aktuellen Version, die seit Mai 2019 gilt, heißt es in Paragraf 11: die Angebote sollten als „Medium und Faktor des Prozesses freier und öffentlicher Meinungsbildung (…) wirken“ und, etwas später, „die internationale Verständigung, die europäische Integration und den gesellschaftlichen Zusammenhalt (…) fördern“. Hervorragend. Ungünstigerweise scheinen die Vorgaben meist genau dann vergessen zu werden, wenn wieder eine jener Gesprächssendungen geplant wird, die neudeutsch als politischer „Talk“ (das „Show“ wird häufig verschluckt) bezeichnet werden.

Carolin Emcke, sueddeutsche.de, 05.07.2019 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)