Als ARD und ZDF 2013 zunächst unter Vorbehalt einen Vertrag mit der Fifa für die Übertragungsrechte schlossen, wurde in den Rundfunkräten intensiv debattiert, ob die Sender für diese WM Gebührengelder ausgeben sollten – mindestens 214 Millionen Euro wurden aufgerufen. Die Zustimmung erfolgte letztlich mit „großen Bedenken“ (WDR-Rundfunkrat) und verbunden mit dem Wunsch, dass die Journalisten den Blick nicht nur aufs Spielfeld richten, sondern auch auf die Missstände drumherum.
Daran aber hat der WM-Ausrichter Katar kein Interesse. […] Wenn Journalisten ins Ausland reisen oder Großveranstaltungen besuchen, müssen sie sich in der Regel akkreditieren. So weit, so normal – ein Ausweis, der den Status als Berichterstatter dokumentiert und Türen öffnet, ist auch im Interesse von Reporterinnen und Reportern. Die katarischen Gastgeber haben dem Anmeldeformular jedoch eine Liste mit Regeln beigefügt, die für alle gilt, die die Bilder zu dieser WM liefern werden, TV-Crews und Fotografen. Zunächst ist eine lange Reihe von Orten aufgeführt, an denen Aufnahmen streng verboten sind: die sicherheitsrelevante Infrastruktur, Ministerien, Gebäude der Staatssicherheit. Darüber hinaus aber auch Schulen, Krankenhäuser, Universitäten – und, spätestens hier wird es problematisch: jegliche Liegenschaften in privatem Besitz, also private Haushalte, Firmen und Büros. Übrig bleiben für die Berichterstattung, explizit genannt, die drei Bereiche Corniche, West Bay Area und Towers Area.
Moritz Baumstieger, sueddeutsche.de, 27.10.2022 (online)