Die Neigung der Rundfunkwelt, den Wert ihrer Eigenen Netze zu über- und die Dynamik des Internets zu unterschätzen, führte zum größten Misserfolg bei dem Versuch, die neue Welt mobiler Geräte mit Video- und Audioempfang durch lineare Fernsehangebote zu erobern.
Die Medienanstalten haben sich sowohl für DVB-H als Weiterentwicklung von DVB-T als auch für DMB als Weiterentwicklung von DAB eingesetzt. Zeitlich parallel, aber weder von der Öffentlichkeit noch von den Medienanstalten beachtet, wurden das iPhone und LTE für die breitbandige mobile Versorgung entwickelt. Nokia als bis dahin erfolgreichster Hersteller von Mobiltelefonen ging dabei unter.
Die Fernsehwelt kam glimpflicher davon, weil das mobile Fernsehen gar nicht über das Versuchsstadium hinauskam. Lineares Fernsehen, bei dem der Nutzer sich nur in ein vorgegebenes Programmschema einschalten kann, ist nirgendwo so wenig attraktiv wie beim mobilen Empfang. Auch die Ausnahme besonders attraktiver Fußballspiele ist keine Grundlage für ein Geschäftsmodell, das den Aufbau eines eigenen Sendernetzes refinanzieren könnte. Schneller als von vielen technischen Experten vorhergesehen schafft das hingegen das Internet.
Die Entwicklung der Breitbandtechnologie über DSL insbesondere durch die Deutsche Telekom schuf die Grundlagen dafür, auch ein lineares Fernsehangebot zusammenzustellen und zu vermarkten.
So entstand IPTV als vierter digitaler Übertragungsweg. Sein Anteil an den Fernsehhaushalten übertrifft inzwischen die Terrestrik. Insbesondere in Ballungsräumen wird damit die Auswahl der Verbraucher erweitert.
15. Digitalisierungsbericht Video der Landesmedienanstalten, S. 13 (online)